Das Gebiet des Pannonischen Beckens befindet sich nicht nur im geometrischen
Mittelpunkt des europäischen Kontinents, sondern stellt auch geographisch
eine einzigartige und besondere Landschaftsformation dar, die sich an einer
für Europa typischen Schnittstelle befindet.
Weit entfernt von grenzbestimmenden Meeren treffen hier die drei grossen, unseren
Kontinent bestimmenden Basislandschaften aufeinander: das Urgebirgsmassiv Osteuropas,
die Überbleibsel früherer Gebirgssysteme Südeuropas und junge
Gebirgsketten gehen hier ineinander über.
Hier treffen die Wirkungsbereiche des westeuropäischen ozeanischen, des
osteuropäischen kontinentalen und des subtropisch mediterranen Klimas aufeinander.
Hier trifft man nicht nur auf die drei grossen dominanten Sprachfamilien, sondern
auch auf kleinere, weniger verbreitete Sprachen des Kontinents.
In der neueren geographischen und politischen Literatur wird dieses Gebiet jedoch nicht als Mitteleuropa, sondern als östliches Mitteleuropa bezeichnet. Für diese - meiner Meinung nach - fälschliche Bezeichnung gibt es vor allem geschichtliche Gründe. Im 16. und 17. Jahrhundert verschob sich die politische Grenze Zentraleuropas in Folge der Ausbreitung des Osmanischen Reiches in Richtung des Pannonischen Beckens, so dass dieses Gebiet und seine unmittelbare Umgebung auch politisch an den Rand Europas gedrängt wurden.
Seit elf Jahrhunderten bestimmte das Pannonischen Becken die Grenzen des ungarischen Staates und gilt es als sein beständiges Kerngebiet. Für lange Zeit überschritt der Gebirgsbogen der Karpaten nicht die Grenzen des ungarischen Königreiches, obwohl sich seine Ausläufer oft weit in nördliche, östliche und südliche Richtung fortsetzten. Nur einmal geriet ein Teil des Pannonischen Beckens für längere Zeit unter Fremdherrschaft: Im 16.-17. Jh. herrschten die Türken über das Gebiet. Nach Vertreibung der Türken erlangte Ungarn seine ursprünglichen Gebiete zurück. 1919-1920 wurde das bis dahin so beständige Gebiet unter den europäischen Mächten aufgeteilt. Die Staaten um dieses Gebiet herum verändern sich bis heute.
Diese geographische und geschichtliche Ausgangslage, die im Gegensatz zu der
seiner Nachbarstaaten steht, hat auch der inneren Entwicklung Ungarns ihren
Stempel aufgedrückt.
Die Geschichte der Kartierung des Pannonischen Beckens zeigt, dass das Hauptaugenmerk
der ungarischen Kartographie darauf lag, die Karte zum Agens der Wirtschafts-
und Geowissenschaften zu machen.
Im 19. Jh. machte sich der ungarische Staat an die grosse und unerlässliche
Aufgabe der thematischen Kartierung des Pannonischen Beckens. Unentbehrlich
ist sie im Bereich der Planung und Realisierung von technischen Anlagen, der
Erhaltung von natürlichen Rohstoffquellen, des Umweltschutzes, der Staatsverwaltung,
der Verteidigung, etc.
Mit dem Zeitalter der Reformen, genauer gesagt in den Jahren zwischen dem österreichisch-ungarischen
Ausgleich 1867 und dem 1. Weltkrieg, begann die wissenschaftliche Kartierung
Ungarns und die kartografische Auswertung des Pannonischen Beckens.
Mit einigen Stolz kann ich behaupten, dass man in Ungarn schon vor dem Friedensvertrag von Trianon im Pannonischen Becken bereits Kartographie von hoher Qualität betrieb, die dem damaligen europäischen Standard entsprach, bzw. ihn zum Teil übertraf.