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Manó
Kogutowicz und Wien
Ingrid Kretschmer,
Wien
Die Universität Wien und die Österreichische Geographische
Gesellschaft betrachten es als besondere Ehre, zu dem Seminar beitragen
zu können, das dem 150. Geburtstag des bedeutenden Kartographen und Verlegers
Manó Kogutowicz gewidmet ist.
Manó Kogutowicz (1851-1908) ist auch in Österreich und
innerhalb der österreichischen Kartographie gut bekannt. Dieser herausragende
Vertreter der Verlagskartographie, insbesondere der Schulkartographie,
ist mit Österreich und Wien in vielfacher Weise verbunden und in österreichischen
Archiven finden sich nicht nur Dokumente zu seinem Lebenslauf (z.B. seine
Qualifikationsliste als Lieutenant im Kriegsarchiv Wien), sondern auch
manche seiner Kartenveröffentlichungen werden in Wiener Sammlungen verwahrt.
Insgesamt erhielt die erstaunliche Karriere von Manó Kogutowicz
in Wien mehrere entscheidende Impulse, die sowohl sein Leben als auch seine
sehr erfolgreiche Arbeit als praktischer Kartograph und Verleger bestimmten:
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Manó Kogutowicz erhielt seine höhere Ausbildung an der berühmten
Technischen Militärakademie in Wien (Stiftgasse 2) 1869-1873, wo insbesondere
Kartographie mit besonders hohem Standard gelehrt wurde. In diesem Fach
erreichte Kogutowicz, der auch über künstlerisches Talent verfügte, besondere
Qualifikation, die sein späteres Leben ab 1884 sehr positiv beeinflussen
und zu besonderen Erfolgen führen sollte.
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In Wien lernte Kogutowicz 1881 seine spätere Gattin Rosa
Kapeller kennen, die Tochter des Wiener Klavierfabrikanten Karl Kapeller.
Da der Vater einer Hochzeit nicht zustimmte, floh das junge Paar zu einem
Verwandten der Familie nach Sopron, wo Kogutowicz, der bereits 1875 seine
militärische Laufbahn verlassen hatte, eine Stelle als Lehrer an der berühmten
Privatschule von Frigyes Lähne annahm. Diese Tätigkeit im Unterricht, der
Bedarf an hochwertigen kartographischen Lehrmitteln und seine besondere
kartographische Ausbildung veranlassten Kogutowicz, sich mit der Herstellung
von Schulwandkarten zu befassen. Sein erstes Werk, die komplexe Karte “Vasvármegye
térképe“ 1:75.000 erschien 1884 im Druck und begründete seinen Ruf als
Schulkartograph.
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Nachdem Kogutowicz 1883 Sopron verlassen und in Budapest
rund sieben Jahre die kartographische Abteilung des Institutes von Károly
Lajos Posner gleitet hatte, gründete er 1890 in Budapest das Ungarische
Geographische Institut, das 1890 bis 1895 als Filiale des Geographischen
Institutes Ed. Hölzel in Wien geführt wurde (“Hölzel und Co.“). 1890 bis
1892 wurden die kartographischen Produkte dieses Institutes auch in Wien
gedruckt. Dadurch bestanden enge kartographische und verlegerische Kontakte
zwischen Wien und Budapest. Ähnlich wie das Geographische Institut Ed.
Hölzel in Wien spezialisierte sich auch das Ungarische Geographische Institut
auf die Herstellung von Schulwandkarten und Schulatlanten für den Geographie-
und Geschichtsunterricht, ab 1897 auch auf die Herstellung von Schulgloben,
sowie auf Handkarten. Alle Produkte erschienen aber in ungarischer Sprache
und mit ungarischen geographischen Namen. Damit wurde Kogutowicz zum eigentlichen
Begründer der ungarischen Verlagskartographie.
Kogutowicz wirkte bis zu seinem Tode 1908 sehr erfolgreich.
Seine Karriere in der Kartographie ist mit jenen von Eduard Hölzel und
Blasius Kozenn vergleichbar, die in Wien die Schulkartographie und Verlagskartographie
maßgeblich beeinflusst hatten. |